Neunzig anregende Minuten mit 28 interessierten Radler:innen [davon 18 der insgesamt 162 ADFC-Mitglieder in Hemmingen (125) und Pattensen (36)] brachten zahlreiche Themenvorschläge für die ADFC-Agenda 2024/25 hervor und abschließend wurden vier bewährte Sprecher:innen wiedergewählt.
Was in Zahlen nüchtern daher kommt, war in echt ein engagiertes Zusammentreffen fahrradbegeisterter Menschen aus Pattensen und Hemmingen. In einem Rückblick auf die letzten beiden Jahre wurde deutlich, dass der ADFC sich in vier Schwerpunkten engagiert. Mit der Fahrrad-Selbsthilfewerkstatt werden über hundert Spenden-Fahrräder pro Jahr eingesammelt, aufbereitet und an Geflüchtete und Bedürftige aus Hemmingen und Pattensen ausgegeben, um eine kostengünstige, klimaschützende Mobilität zu ermöglichen. Dazu kommen mehrere hundert Fahrradreparaturen pro Jahr zusammen, damit die Fahrräder benutzbar bleiben. Repariert wird bevorzugt gemeinsam mit den Radfahrenden im Hof der Heinrich-Hertz-Straße 23 in Hemmingen, wo sich jeden Dienstag zu den Öffnungszeiten von 17.30 bis 19.00 die Kundschaft sammelt und zumeist glücklich den Hof mit repariertem Fahrrad wieder verlassen kann. 15 ehrenamtliche sind hier eingebunden und suchen weiterhin Unterstützung, weil Bedarf sowohl für Reparaturen als auch bei der Fahrradausgabe besteht. Auch werden teamintern eigens Technikschulungen angeboten, um die Reparaturkenntnisse zu vermitteln und zu erweitern. Das kostenlos ausleihbare städtische Lastenrad Hannah wird von der Werkstatt auch durch aktive Wartungspatenschaft unterstützt.
In der lokalen Verkehrspolitik gibt es in Pattensen und Hemmingen kaum ein Vorhaben, zu dem der ADFC keine Stellungnahme abgibt. Der ADFC wirkt zusammen mit anderen Institutionen in der Hemminger Rats AG zum Radverkehr mit. Fachkompetente Kommentierungen und konstruktive Verbesserungsvorschläge, welche die Belange der Radfahrenden und Fußgehenden verdeutlichen haben schon einige Probleme vermieden. Diese Beiträge werden auch in der Verwaltung gerne angenommen, wie die anwesende Pattenser Bürgermeisterin Ramona Schumann, lobend erwähnte. Sie nutzte die Gelegenheit und stellte auch kurz den Stand des Pattenser Radverkehrskonzeptes vor. Umso schwermütiger war der Rückblick auf die realisierte Stadtbahnverlängerung in Hemmingen, wo trotz zahlreicher Hinweise und Stellungnahmen des ADFC und aufgrund auch von Rückmeldungen zahlreicher Bürger:innen eine große Chance vertan wurde. Lichtmasten auf vermeintlichen Radspuren, Abstandskonflikte und misslungene Wegeführungen sind das Ergebnis. Das soll in einer umfangreich aufbereiteten Streckenbegehung den Verantwortlichen noch einmal verdeutlicht werden, damit die diskutierte Verlängerung nach Arnum, aber auch Stadtbahnprojekte an anderer Stelle besser abschneiden. Für zukünftige Umbauten, wie die Weetzener Landstraße müssen ähnliche Fehler vermieden werden.
Die Umgebung von Hemmingen und Pattensen mit geführten Radtouren in allen Himmelsrichtungen und auf schönen Wegen zu erleben, das ist der Anspruch von Günther Kleinod, der diese organisiert und durchführt. 17 Touren mit insgesamt über 620 km Streckenlänge und jeweils 20-30 Teilnehmenden sind die stolze Jahresbilanz 2023. Auf der Webseite des ADFC (ADFC Hemmingen Pattensen (adfc-hemmingen-pattensen.github.io)) können die Streckenverläufe nachverfolgt und sogar mit Link zum Navigationstool Komoot nachgefahren werden. Gesucht werden für 2024 dringend Unterstützer:innen, welche die Touren begleiten und helfen, Straßen zur Querung abzusperren und alle sicher zum Ziel zu geleiten. Es soll wieder neue Strecken für die Feierabendtouren geben und auch zum Stadtradeln sind wieder leichte bis anspruchsvolle Überraschungen in der Vorbereitung. Zwei neue Radtouren-Guides werden derzeit ausgebildet und werden das Angebot ebenfalls verstärken.
Mit der ausbaufähigen Öffentlichkeitsarbeit wird die Arbeit des ADFC sichtbar und transparent. Mit der umfangreichen Webseite, einigen Zeitungsartikeln und Texten in der rings um uns werden die Veranstaltungen beworben und aktuelle Themen aufgegriffen. Auch hier ist noch Luft nach oben und Platz für ehrenamtliches Texten und Werben. Mehr Verständnis für die Belange der Radfahrenden und intensives Werben um ein besseres Miteinander im Alltagsverkehr sind die Ziele. Hier steht kurzfristig der kreative Leitspruch der Landwirte obenan: „Rücksicht macht die Wege breit“.
Mit einem halbstündigen Brainstorming wurden von den Radfahrenden viele Ideen für Arbeitsschwerpunkte gesammelt. Diese reichen von geeigneten Wegeführungen während der Südschnellweg-Bauphase über die Radschnellwegverbindung Hannover-Pattensen, mehr gute Fahrradstraßen bis zur engagierten Beteiligung beim Beteiligungsprojekt Arnum-Mitte. Dort soll sichengagiert um die Einführung eines Shared Space gekümmert werden. Auch mit einem flächigen Radverleihsystem, beleuchteten Radwegen, schnellen Pedelecs für Pendler:innen und weiteren guten Radwegeverbindungen soll sich der ADFC in den nächsten zwei Jahren beschäftigen. Intensiv wurde mit der Pattenser Bürgermeisterin auch über Lösungsvorschläge für Problemstellen in Pattensen diskutiert – Fortsetzung folgt.
Mit zügigen Wahlen zum Sprecher:innenteam wurde der Radeltreff beendet. Die Teilnehmenden lobten die Arbeit des bisherigen Sprecherteams und entlasteten sie formal von der Verantwortung. Nur um sie im nächsten Schritt sogleich wieder in die Verantwortung zu nehmen. Sie wählten mit Jens Spille den bisherigen Sprecher erneut für zwei Jahre. Unterstützt wird er weiterhin durch Günther Kleinod und Michael Maier und erstmals in gewählter Funktion Udo Scherer. Joachim Amtsfeld, bisher auch Stellvertreter, wollte ohne offizielle Wahl weiter aktiv sein und bekam Applaus für seine bisherige erfolgreiche Mitarbeit.
Die Anregungen und Ideen sollen in einem vertiefenden Workshop weiter ausgearbeitet werden und dort möglichst weitere ehrenamtliche Schultern und Köpfe finden, die sie in die Tat umsetzen. Der ADFC bedankte sich bei allen für die engagierte Mitarbeit.